Sporttraumatologisches Symposium "Arno Arnold" 2019
Programm Sporttraumatologisches Symposium 2019
Tradition weitergeführt und den Blick nach vorne gerichtet
Das 22. Sporttraumatologische Symposium „Arno Arnold“ in Oberhof war auch dieses Jahr wieder eine sehr gut besuchte überregionale medizinische Fortbildungsveranstaltung, die mit ihrem Anspruch einen Spagat sowohl bzgl. der Themen als auch der Interessenten hinbekommen muss. Sportmedizin befasst sich eben nicht nur mit orthopädisch-traumatologischen Problemen des Sportlers, sondern genauso mit dem Herz-Kreislaufsystem, neurologischen Störungen, pädiatrischen Fragestellungen und vielem Mehr. Und für die Gesundheit und Fitness der Sporttreibenden sind neben Ärzten verschiedener Fachrichtungen eben auch Trainer und Therapeuten verantwortlich. Diese sollen möglichst alle an einen Tisch geholt werden und miteinander diskutieren, um für die Gesundheit, Prävention und Rehabilitation bei Sportlern alle an einem gemeinsamen Strang zu ziehen.
Dass dies selbst bei absoluten Topathleten ein großes Problemfeld darstellt wurde jedem Teilnehmer klar, der der Diskussionsrunde zwischen dem Olympiasieger Nils Schumann (Sydney 2000 über 800m), dem Internisten Dr. Alexander Winkler und der Physiotherapeutin Dagmar Schuh lauschte, die vom Sportredakteur der Thüringer Allgemeinen Zeitung moderiert wurde. Sowohl durch Probleme in der Prävention als auch dem verzögerten Erkennen seiner Achillessehnenüberlastung und –verletzung, und auch durch Schwierigkeiten bei der chirurgischen Behandlung, hatte Nils Schumann durch den langwierigen Genesungsprozess mehrere Jahre verloren, die aber im Leben eines Leistungssportlers schon fast die Hälfte der Zeit ausmachen, die er in der Weltspitze ganz vorn dabei sein kann.
In einem Ehrengastvortrag berichtete die Neurologin Fr. PD Dr. med. Iris Reuter über Dystonien bei Sportlern und jedem Zuhörer wurde klar, wie derartige Bewegungsstörungen Sportler aus ihrer Bahn werfen und an Spitzenleistung hindern und Leistungssportkarrieren beenden, aber auch wie schwierig es ist, diese Dystonien zu diagnostizieren und zu behandeln.
Ein weiterer besonderer Moment war die Ehrung von Frau Prof. Dr. med. Johanna Hübscher, die für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und zum Ehrenmitglied des Thüringer Sportärztebundes ernannt wurde. Die Fachärztin für Sportmedizin aus Jena war jahrelang kommissarische Leiterin des Institutes für Sportmedizin, als Dozentin überaus beliebt bei Mitarbeitern und Studenten, betreute Weltklasseathleten im Bundeslizensierten Untersuchungszentrum, publizierte umfangreich in Ihren wissenschaftlichen Schwerpunkten Bewegungstherapie, Langzeitausdauerbereich, Magnetfeld- therapie, Sport in Prävention und Rehabilitation (Osteoporose, Schlaganfall). Darüber hinaus war und ist sie gesellschaftlich hoch engagiert, sitzt für die CDU seit 1990 im Stadtrat Jena einschließlich Funktionen wie Fraktionsvorsitzende und Leitung zahlreicher Ausschüsse, wurde 2000-2010 zum Mitglied des Thüringer Verfassungsgerichtshofes gewählt, war Präsidiumsmitglied des Thüringer Behinderten- und Rehasportverbandes sowie Vizepräsidentin des Deutschen Behindertensport- verbandes, im Jahr 2003 erste Präsidentin der Jenaer Frauenfußballerinnen USV Jena e.V., die sie in die Bundesliga führte und stellte sich als Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt 1999 in Jena zur Wahl.
Weitere Schwerpunktthemen des Symposiums waren sportorthopädische Krankheitsbilder im Kindes- und Jugendalter, auf die Prof. Holger Schmitt sehr differenziert einging, kardiologische Präventionsmaßnahmen, moderne Möglichkeiten der Leistungsdiagnostik, die vielen Entitäten des Leistenschmerzes und jeweiliges sinnvolles diagnostisches und therapeutisches Vorgehen sowie Verletzungen und Überlastungen des Fußes. Ein Themenkomplex befasste sich mit dem in Tokio 2020 erstmals olympischen Klettersport. Dabei wurden zum Einen die unterschiedlichen Kletterdisziplinen mit den jeweiligen Beanspruchungen und Verletzungsmustern vorgestellt, als auch entsprechende Algorithmen in Diagnostik und Therapie strukturiert dargestellt. Im anschließenden Praxisworkshop demonstrierte Prof. Volker Schöffl, wie mit Tape sowohl präventiv als auch therapeutisch gearbeitet werden kann.
In den praktischen Einheiten gaben professionelle Instruktoren ihr Wissen zum klassischen Skilanglauf und zum Skaten weiter und demonstrierten das richtige Wachsen von Langlaufskiern. Überaus interessant war dabei der Einblick in das Skiarsenal der Deutschen Biathleten im Olympiastützpunkt am Grenzadler. Alli Golleker demonstrierte Ursachen von Skapulaanbindungsstörungen und Behandlungsmöglichkeiten mit Biofeedback und Benno Geißler erläuterte seine Methode der Therapie mit „myofaszialer Integration“ und wie durch Therapieren von muskulären und faszialen Dysbalancen das Wiedererlangen einer physiologischen Gelenkfunktion und damit Vermeidung von operativen Eingriffen möglich sein kann.
Während des gesamten Symposiums war allerdings eine Person unsichtbar präsent: Prof. Dr. med. Ulf Schlegelmilch. Er gründete mit seinem ehemaligen Chef der Suhler Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie Prof. Dr. med. Wolf Arnold das Oberhofer Symposium 1998. Seit dem schweren Mountainbikeunfall von Prof. Schlegelmilch im Sommer 2017 übernahm der Thüringer Sportärztebund mit ganz engagierter Unterstützung von Prof. Dr. med. Engelhardt von der GOTS die Vorbereitung und Leitung des Symposiums zuletzt sogar wieder mit Hilfe von Prof. Schlegelmilch. Anfang Januar 2019 allerdings verstarb Prof. Ulf Schlegelmilch an Folgen der schweren Verletzungen. In den Eröffnungsansprachen von Olaf Schlonski, Prof. Engelhardt und dem Oberhofer Bürgermeister Thomas Schulz wurde Prof. Ulf Schlegelmilch würdig gedacht. Er hätte sich wohl sehr über das überaus gelungene, erfolgreiche und mit 114 Teilnehmern sehr gut besuchte Symposium gefreut.
Wir möchten uns bei allen Referenten für die z.T. weite Anreise und interessanten Vorträge und Workshopinhalte bedanken. Wir danken auch den treuen Unterstützern aus der Wirtschaft mit denen wir uns zudem über aktuelle Produktneuheiten hinsichtlich Bewegungsschienen, Orthesen, Bandagen, Arthroskopieequipement, Nahrungsergänzung, Bildgebung, Knochenersatz, Wundmanagement, EDV und Implantaten austauschen konnten. Ein besonderer Dank gebührt schlußendlich Anke Eckardt, der Geschäftsstellenleiterin des Thüringer Sportärztebundes, die wieder einmal über Wochen geackert und organisiert hat und ohne die die Ausrichtung dieser Veranstaltung nur äußerst schwer zu bewältigen gewesen wäre.
Das 23. Sporttraumatologische Symposium Arno Arnold 2020 findet wieder am letzten vollen Januarwochenende statt und dies ist vom 24.-26.01.2020. Wir freuen uns darauf Bekannte und neue Interessenten an der Wiege der Deutschen und Internationalen Sportmedizin begrüßen zu dürfen. („Am 21. September 1912 wurde in Oberhof im Herzoglichen Golfhotel als Deutsches Reichskomitee für die wissenschaftliche Erforschung des Sportes und der Leibesübungen der Vorläufer der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention gegründet. Es war weltweit die erste sportmedizinische Vereinigung. Deutschland gilt damit als Mutterland dieses Fachgebietes.“:aus Wikipedia)
Ihr Olaf Schlonski und der Vorstand des TSÄB e.V.
Schnappschüsse vom 22. Sporttraumatologischen Symposium "Arno Arnold" 2019
Das 22. Sporttraumatologische Symposium "Arno Arnold" in der Presse:
Vorankündigung im Freien Wort Suhl
Ehrung Frau Prof. Dr. med. Hübscher
Programm Sporttraumatologisches Symposium 2019